14 Feb 90s Comeback: Der Elektro-Hit-Remix-Hype
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IBB Redaktion
Ob Kygo’s Higher Love Remix oder der Club-Mix von Bittersweet Symphony. Warum werden zurzeit so viele 90s Hits gecovered und woher kommt der Hype? Hier erfahrt ihr was hinter den Songs steckt.
Moderner Remix oder 90s-Original? Die Gesellschaft gibt sich gespalten: Im einen wecken die neuen Elektro-Remixes Nostalgie und werden zum Soundtrack des Sommers. Für den anderen ist es eine Misshandlung guter Jugenderinnerungen.
Wann hat dieser Wahn eigentlich begonnen und ist diese ganze 90er-Jahre-Remix-Geschichte nur eine Geld-Maschine der Musikindustrie oder stecken da manchmal sogar coole Stories dahinter?
Sugar – Robin Schulz (feat. Francesco Yates)
Ob es Felix Jaehn’s Cheerleader oder doch der Supergirl Remix von Alle Farben war der diesen Trend losgetreten hat, wissen wir nicht. Es scheint aber um das Jahr 2015 begonnen zu haben und in diesem Sommer schlug auch Robin Schulz mit seinem Mega-Hit Sugar auf Platz 1 der Deutschen Charts ein.
Die ikonische Gitarren-Melodie sowie die Vocal-Hook „Sugar how you get so fly?“ stammen ursprünglich vom R&B-Track Suga Suga des US-Rappers Baby Bash. Die eher relaxte Hip-Hop Nummer landete zu seinem Release in 2003 auf Platz 4 der Deutschen Charts.
Ein „Remix“ im klassischen Sinne ist Sugar jedoch nicht, denn Schulz gibt dem Song etwas was er davor nicht hatte. Nämlich eine Strophe die es im Original nicht gab.
Die eher zähen Strophen, die im Original eigentlich nur auf den durchaus gelungenen Chorus warten lassen, werden durch eine catchy Melodie und Lyrics ersetzt, die sich passend in die Musik der Verse legen.
Narcotic – YouNotUs Remix
Narcotic ist einer dieser Songs, die uns ab dem ersten Takt sofort in die Vergangenheit und auf irgendeine Party mitten in der Nacht schicken: „Dö dö dö dö dö dö dö dödöö dö dö dö döö“.
Liquido heißt die Alternative-Rock Band, die den Hit 1998 in die Welt gegeben hat. Und es ist kein Zufall, dass YouNotUs genau diesen Song covert. Das Berliner DJ-Duo arbeitet im selben Studiokomplex wie Wolfgang, dem ehemaligen Frontmann von Liquido. Die drei sind gute Freunde geworden und schließlich haben die YouNotUs-Jungs den Sänger solange mit der Idee genervt diesen Song zu covern bis er einwilligte.
„Ich hab ihm, als wir mal gemeinsam etwas trinken waren, wirklich so lange die Melodie in sein Ohr gebrüllt, bis er gesagt hat: Okay, jetzt versuchen wir es. Dann sind wir zusammen ins Studio und haben schnell gemerkt, dass es sehr gut funktioniert. Wolfgang hat dann selbst Gitarren eingespielt, er hat den alten Synthi von damals mitgebracht, er hat den C-Part (Zwischenteil mit harmonisch oder rhythmisch neuen Bestandteilen; Anm. d. Red.) gesungen. Das war für uns etwas sehr Besonders, dass der Original-Künstler so mit am Start ist,“ erzählte Gregor von YouNotUs im Interview mit Unicum.
Übrigens: Ja, die Band Liquido ist aus Deutschland und nein, man kennt sonst kein anderes Lied von ihnen. Es folgten zwar noch bis zur Auflösung 2009 vier weitere Alben, aber ohne solche Künstler wüssten wir ja gar nicht was wir mit Begriffen wie One-Hit-Wonder anfangen sollten.
Danke trotzdem Liquido für die unzähligen Nächte in denen wir zu diesem Song gefeiert haben und noch feiern werden.
Bittersweet Symphony – Gamper & Dadoni (feat. Emily Roberts)
Bittersweet Symphony war wie es sein Titel schon sagt ein bitter-süßes und prägendes Stück der späten 90s. Die herausragende Geigen-Melodie zieht sich nicht nur im Original von ‚The Verve‘ durch den ganzen Song, sondern auch durch den Remix, der 2019 die deutsche Hit-Landschaft stürmte.
Und wer es noch nicht wusste: Emily Roberts, die den diesjährigen Dschungelcamp Song In this Together gesungen hat, hatte mit dieser tanzbaren Version des 90s Hit ihren großen durchbruch. Dank dem Erfolg geht sie diesem Sommer gemeinsam mit James Blunt auf große Arena-Tournee.
Higher Love – Whitney Houston (feat. Kygo)
Bereits in 1990 erschien eine Version von Higher Love ausschließlich in Japan als Bonus Track der 2012 verstorbenen Sängerin. Der Remix des Whitney Houston Covers von EDM-Produzent Kygo sei nur das erste einer Reihe von angekündigten Releases, die Hinterbliebene der Öffentlichkeit zugänglich machen möchten.
Der Hintergrund dazu: Ein Multimillionen-Dollar-Vertrag mit Musikverlag Primary Wave.
Eigenartig ist, dass Kygo und Whitney Houston sich zu Lebzeiten nie begegnet sind. Der DJ hatte 2012 erst zwei Jahre zuvor angefangen sich mit dem produzieren elektronischer Musik zu beschäftigen.
Der Norweger sprach sich dazu aus, wie geehrt er sich fühle diesen Auftrag erhalten zu haben.
Im Interview sagte Pat Houston, die Schwägerin der verstorbenen Sängerin: „Wir wussten, dass Kygo die richtige Wahl sein würde, um Whitneys kraftvolle Stimme noch weiter herauszustellen und sie auf Higher Love zu dem Standard und Erwartungen heraufzuheben, den Whitneys Fans in den vergangenen drei Jahrzehnten von ihr kannten.“
Spannende Geschichten und große Geldverträge stehen also hinter dem Hype der neuen alten 90s Songs. Auch wenn die Meinungen gespalten bleiben – manchmal ist das Original in Erinnerungen rufen auch gar nicht so schlecht. Man muss ja nicht die neue Version hören.
Quelle Titelbild: itsyounotus.com